Letzte Gespräche

Nach Hause: Endlich? Leider?

Wir hatten zum Abschluss noch zwei Gespräche mit FNV Kollegen. Zuerst am Montag mit Sara Meijknecht einer Betriebsrätetrainerin. Es war ein Austausch von Erfahrungen und Schulungsangebote in den jeweiligen Ländern. Interessant zu hören ist das es in den Niederlanden nicht sehr einfach ist sich Ausbilden zu lassen. Man hat mehr Kurzschulungen. Zwei Tage im Monat maximal stehen zur Verfügung wenn der Arbeitgeber zustimmt. Dann hat Sara uns sehr viel über unsere Erfahrungen mit Gewerkschaftsbildung und das System ausgefragt. 🙂

Dann bekamen wir die Chance 30 Minuten mit Han Busker, Chairman FNV, zu reden. Wenig Zeit, weil man mit diesem Mann stundenlang über Gewerkschaft, Politik, Aktivierung der Mitglieder und Zukunft der Gewerkschaftsarbeit tratschen könnte. Ein sehr angenehmer Gesprächspartner der interessante Einblicke in die niederländische Gewerkschaftssehle gab. Der Plan, nicht gezielt auf Miedergliederwerbung, sondern mit der Sektor übergreifenden Abteilung Organizing die ökonomischen Brennpunkte in den Niederlanden an zu gehen, war ein voller Erfolg.

Poldermodell?!

Die Niederlande haben seit 1982 ein Abkommen, das die organisierten Verhandlungen zwischen Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Gewerkschaften und einem unabhängigen Wirtschaftsrat (Sociaal Economische Raad), zur Aushandlung von Löhnen und Arbeitsbedingungen regelt. Polder ist die niederländische Bezeichnung für Gebiete, in denen der Wasserstand künstlich geregelt wird, so z.B. das Land, das dem Meer abgewonnen wird und also unter dem Meeresspiegel liegt. Es sollte primär die Gesprächsbasis bilden, weil zu viele Proteste mögliche Investoren abschrecken würden, um Tarifverträge und andere Themen streiklos zu verhandeln. ABER In den letzten 5 Jahren gab es noch nie so viele Streiks. Da sieht man das auch das beste Abkommen nicht immer Erfolg bedeutet.

1 Mai

2015 begann man wieder mit öffentlichen Kundgebungen am Tag der Arbeit, der in den Niederlanden ein ganz normaler Arbeitstag ist. Man hat gemerkt das ein nicht präsent sein an diesem 1. Mai schlecht in mehrerlei Hinsicht ist. Zum einen ist man nicht im Blickfeld der Medien und zum anderen ist es auch ein aktivieren der eigenen Kräfte um zu zeigen: WIR SIND DA! Eine ständig wachsende Teilnehmerzahl bestätigt die Notwendigkeit und Richtigkeit der Wiedereinführung diese Veranstaltung.

Zum Abschluss zur oben gestellten Frage: Nach Hause: Endlich? Leider? Das Persönlich überwiegt das Endlich. Denn vier Wochen oder genauer 24 Tage von zu hause weg zu sein ist auch in Zeiten von Skype und ähnlichen nicht einfach. Ich möchte aber die gesammelten Erfahrungen nicht missen. Danke vor allem an Jack Boss der sich vorbildlich und liebevoll um uns gekümmert hat. An seine Kolleginnen und Kollegen die sich Zeit genommen haben unsere Fragen zu beantworten. Fazit: Coole Zeit aber i wü wieder ham 🙂

kommts gut heim alle…

piat eich Gü und Peter

Vortrag

Jetzt sind wir an der Reihe 🙂

Wir haben am Dienstag die Chance bekommen, vor den Kollegen von Jack, unseren betreuenden Sekretär, die Vertretung der ArbeitnehmerInnen in Österreich und die SOZAK, vorstellen zu dürfen. Es waren 20 Trainer der FNV anwesend. Nach unserer Präsentation gab es viele Fragen zu unserer Ausbildung und zu neuen Herausforderungen, für die Gewerkschaft, im Bezug auf die neue Regierung.

Es hat Spaß gemacht und wir haben uns gefreut das so viel Interesse an dem Ausbildungssystem der Gewerkschaften und der Arbeiterkammer vorhanden ist. Wir haben Kontakte ausgetauscht. Anschließend gab es Torte. Es hat Tradition bei den Trainern der FNV, einmal im Monat bei der gemeinsamen Sitzung, die Geburtstagsinder mit Torte und Gesang zu feiern.

Ab in die Natur! Und ja es gibt Hügel in den Niederlanden 🙂

Heute fahren wir mit Marielle zum Schulungszentrum sbi formaat. Dieses liegt in einem Naturschutzgebiet und beinhaltet ein Schloss. Uns wurde erzählt, dass durch die Fusion der beiden privaten Einrichtungen für Betriebsrätetraining, sbi und formaat, man sich auf diesen Ort geeinigt hat. Ein Seminarhotel, Wanderwege und ein Amphitheater lädt ein hier Schulungen ab zu halten. Von Betriebsratskursen bis hin zu EWR Sitzungen kann man hier alles machen. Auch zum privaten Nutzen für Feiern und Hochzeiten wird das Anwesen genutzt.

Auch hier durften wir vor den Kollegen von Marielle uns und die SOZAK vorstellen. Bei einem Mittagssnack wurde viel diskutiert und gefragt. Hauptthema war Mitbestimmung im Betreib und, wie kann es anders sein, über unsere neue Regierung. Die Aufforderung einer Kollegin, weiter mit der Gewerkschaft für die Rechte der Arbeiter zu kämpfen, nehmen wir gerne an. Danke für einen schönen Tag in der Natur und einen interessanten Austausch.

piat eich Gü und Peter

Gute Alte Gewerkschaftsarbeit!

Welche Gewerkschaft wollen wir sein? Zu viel Service! Zu wenig Kampf! Arbeiter wieder stark machen! Wie machen wir das?

Gleich am Anfang hat uns Cihan Ugural mit seinem Feuer für seine Arbeit gefangen. Die nächsten eineinhalb Stunden will er uns einen Einblick geben über das Organizing Team am Flughafen.

Gewerkschaftspower

Die Kraft konzentrieren auf eine Sache. Nicht der Sektor ist wichtig sondern der Arbeitsplatz im allgemeinen. Warum der Flughafen? Weil er ökonomisch und medial ein Brennpunkt ist. Der Einfluss der Arbeit geht weit über die Grenzen des Flughafens hinaus. Jeder Sektor kämpfte für sich um bessere Arbeitsbedingungen für „ihre“ ArbeitnehmerInnen am Schipol Airport. Jetzt arbeitet die FNV gemeinsam in einer Abteilung an einem Ort. Die Flughafenbetreiber (der Staat) soll „ermutigt“ werden faire Verträge mit den Firmen ab zu schließen und die Arbeitsbedingungen zu überwachen. Dies geschieht durch Schwerpunktaktionen und Öffentlichkeitsarbeit immer und immer wieder über alle Branchen verteilt. Und das wichtige bei diesem Projekt ist die Nachhaltigkeit. Die freiwilligen Volontäre (keine Betriebsräte) werden geschult, informiert und sind Auge und Ohr Flughafen über alles Branchen hinweg.

Wie funktioniert das? 

 Durch eine Matrix!

Im Inneren Kreis sind 18 geschulte Volontäre aus allen Branchen am Flughafen. Diese werden als erstes informiert und sind Multiplikatoren. Sie werden alle zwei Jahre getauscht um auch anderen den Zugang zum Gewerkschaftsschulungen zu ermöglichen. Nach außen hin wird der Kreis immer größer und teilt sich in Gruppenleiter, Gewerkschaftsmitglieder und ArbeitnehmerInnen. Dann haben wir viel über Details gesprochen und wie der Ablauf der verschiedenen Phasen war. Alle Einzelheiten wird Günter in seinem Aufsatz erklären. War MEGA interessant!

Internationale Gewerkschaftsarbeit in der FNV

Unser zweites Meeting an diesem Tag ist ein Gespräch mit Tuur Elziga dem Vice President der FNV. Er ist zuständig für die internationale Zusammenarbeit. Leider hat er nicht so viel Zeit aber er hat uns die Struktur und die Themen die für die FNV wichtig sind erklärt. Über das Membership Parlament in dem die verschiedenen Branchen je nach Stärke vertreten sind (ca 100 Abgeordnete) werden die 1-2 Hauptziele definiert. Die werden dann auf internationaler Eben besprochen. Das Netzwerk spielt auch hier eine große Rolle. Danke auch für diesen informativen Einblick.

piat eich Gü und Peter

 

Diamantenhaus

Erster Arbeitstag im FNV Gebäude

In Anlehnung auf die gewerkschaftlichen Anfänge bei den Diamantenarbeitern, hat man ein Bürogebäude gefunden das genau dazu passt. 🙂 Aber seht selbst…

Nach einem Kaffee in der Empfangshalle und einem Gespräch mit Marielle und Jack, beziehen wir unseren Arbeitsplatz. Die Zeit ist knapp, denn nach dem Kennenlernen der Kollegen von Jack beginnt die Vorbereitung auf das Gespräch mit Dirk Kloosterboer. Er ist Researcher Organizing. Wir haben uns Fragen überlegt und wollen versuchen seine knappe Zeit so gut wie möglich zu nutzen. Jetzt einmal Mittagspause mit den Kollegen. Jack stellt uns seine Kollegen und deren Aufgaben genauer vor.

Fragestunde mit Dirk Kloosterboer

Wir wussten vorher nicht was uns erwartet aber nach diesem Gespräch waren wir beeindruckt von seiner Arbeit. Seine Hauptaufgabe im Organizing liegt darin eine ökonomische Landkarte zu erstellen wo die Brennpunkte in den Niederlanden liegen. Dann mit betroffen ArbeitnehmerInnen die Arbeitsbedingungen zu evaluieren und Problem zu lösen. Er stellte uns verschiedene Projekte vor und gab Einblicke wie schwierig es ist Standards, wie am Beispiel Amsterdamer Flughafen, um zu setzten.

Die Ausgangslage

Am Flughafen arbeiten 65.000 Menschen. Dies meist in verschiedenen Bereichen und in konkurrierenden Betrieben. Wie schafft man da den Überblick zu behalten und noch dazu wenn die Sektoren in der eigenen Gewerkschaft (Transport, Metall, Handel,…) aufgeteilt sind? RICHTIG!!!! MAN ARBEITET ZUSAMMEN!!!! So entstand die FNV Organizing. Und wie löst man das Großproblem Flughafen? In dem man beim Kopf beginnt!

„Wir wollen der beste und billigste Flughafen in Europa werden“

Und das am Rücken der ArbeitnehmerInnen. Der Flughafen gehört dem Staat und der vergibt für alles Verträge. So arbeiten zum Beispiel in der Sicherheit 8000 Beschäftigte in 5 verschiedenen Unternehmen. Horror! Man hat durch lange Einzel Gespräche und Gruppenversammlungen die ArbeitnehmerInnen dazu bewegt sich zu wehren. Auch Hausbesuche waren an der Tagesordnung. Aber die Details zur Flughafenaktion erfahren wir am nächsten Tag von Cihan Ugural. Wird sicher spannend.

Danach hat uns Jack zu einer Utrecht Führung mitgenommen…sehr cool und Essen waren dann auch. Aber seht selbst…

Danke Jack…

pfiat eich Gü und Peter

EWC- Was ist das?

EWC

–> eine Plattform der Kommunikation für alle Länder, von der EU 1996 eingeführt, für Unternehmen, die in mehr als zwei Ländern Standorte haben. Je nach Arbeitnehmeranzahl werden die Sitze bestimmt (<2000 AN ein Sitz >2000-4000AN zwei Sitze). Österreich hat zwei Sitze inklusive dem Vorsitzenden und werden von den Ländern entsandt. Die Vertreter sind keine Entscheidungsträger. Es ist eine Art Lobbyverein, aber mit viel Einfluss, weil er sehr stark aufgestellt ist. Globale oder europäische Themen, wie Telematix (GPS in LKW´s) oder Datenschutzrichtlinen, werden in dieser Form besprochen und verhandelt. Man trifft sich zwei mal jährlich und zusätzlich gibt es zwei Trainingstage im April für die EWC- Mitglieder. Dabei dürfen wir teilnehmen :-).


EWC-Was ist das? Wie erklären wir das unseren Kollegen zu hause?

Genau diese Fragen stellen sich die Teilnehmer des Workshops.

Nachdem Günter und ich die einmalige Chance bekommen haben, an diesem EWC Workshop teilnehmen zu dürfen, geht es am zweiten Tag mit Vollgas weiter.

Interessanter Vortrag

Bevor es in die Arbeitsgruppe geht bekommen wir „hohen“ Besuch. Der oberste Personalchef, Peter Kepplmüller, kam und hielt einen Vortrag. Er übernahm diesen Posten 2016 und war vorher HR in Österreich. Für Günter und mich war die Art seiner Präsentation sehr beeindruckend, weil er eingangs versucht die BR`s und Gewerkschaftler, durch persönliche Offenheit für sich zu gewinnen. Das kann er der studierte Psychologe 🙂 Dann stellte er seinen eigenen Zugangang zur Problemlösung vor:

  1. sich in das Problem verlieben
  2. Was ist das Ziel?
  3. Datensammlung
  4. Aussortieren
  5. Transportieren der Lösung
  6. Fokussiert bleiben

Er hat aber nie vergessen, während seiner Ausführungen der Punkte, zwischendurch sein Publikum geschickt ab zu holen (geil gemacht 🙂 kann man was lernen). Danach gab es eine Fragerunde mit ihm. Auch interessant wie verschieden die Probleme der einzelnen Länder sind, nur bei Frage: Wie erkläre ich den EWC daheim? Ein persönliches Gespräch mit dem HR ging sich auch noch aus.


Workshop geht weiter

Nun aber weiter in der Arbeitsgruppen zu vorbereiten der Präsentation. Günter und ich feilten an letzten Details, danach wurde in den Gruppen vorgetragen. Alle in ihrer Muttersprache –> lässig 🙂 Wir entschieden uns für Englisch und es hat gut funktioniert:-) In der großen Gruppe gab es Feedback und Anregungen zu den Vorträgen. es folgte ein Zusammenfassung der Trainer von sbi formaat. Im Anschluss durften wir bei dem emotionalen Abschied des spanischen Kollegen Juan (Pension), mit einem Bier anstoßen. Es wurden auch E-Mail und Kontaktdaten ausgetauscht mit den anderen Gewerkschaften und BR´s.

Megaaaa Dank an alle die uns diesen Einblick ermöglicht haben. Ab morgen geht es in der Gewerkschaft FNV weiter 🙂

pfiat eich Gü und Peter