Der Winter naht!?!

Nein, ich habe nicht zu viel Game of Thrones geschaut…;) Dieser Gedanke ging mir durch den Kopf, als Natascha von Mobifair zum mir sagte: Flixtrain kommt zu euch nach Österreich und wird alles in Grund und Boden dumpen…. Nach dieser Aussage spürte ich förmlich wie die eisige Kälte des Lohn- und Sozialdumpings von Deutschland nach Österreich im Eisenbahnbereich überschwappt.

Nun zuerst zu Mobifair, dies ist eine kleine schlagkräftige Abteilung die Helmut Diener (Vorsitzender von Mobifair) vor 12 Jahren mit Hilfe des Fonds soziale Sicherung und der EVG gegründet hat. Eingesetzt wurde die Abteilung, weil durch die Liberalisierung des Eisenbahnsektors in Deutschland vermehrt Lohn-Sozialdumping betrieben wurde.

Mobifair steht für:

-fairen Wettbewerb im Eisenbahnsektor

-Stellenausschreibungen die nach Lohn- und Sozialstandart eingehalten werden

-Schutz der Eisenbahnausbildung und der Eisenbahnberufe

 

Anhand eines Beispiels wie es mir Helmut schildert wird mir schlagartig die Bedrohung klar….

Stell dir vor du bist 5o Jahre alt und hast deinen Job verloren, die Wirtschaft kann dich nicht mehr brauchen, weil zu alt, zu teuer usw., also bist du für einige Zeit auf Harz IV angewiesen…. Bis du die Perspektivenlosigkeit nicht mehr erträgst, also nimmst du einen Bildungsgutschein vom Arbeitsamt der vom Bund finanziert wird im Wert von ca. 22.000€ in Anspruch. Zufällig stößt du auf einen interessanten Kurs ,,Ausbildung zum Lokführer“ bei einem von 130 Ausbildnern (Auch die Katholische Kirche bildet Lokführer aus;)). Du hast dich für eine Schule entschieden und belegst einen 6-Monatigen Kurs im Schnellverfahren meist ohne bzw. mit wenig Fahrstunden auf der Strecke. Nun da der Markt dringend Lokführer benötigt, wird die Schlussprüfung nach irgendwelchen Kriterien weit weg von Behördlicher Überwachung auch leichter gestaltet…. Schwub die Wupps du bist Lokführer und schon fängt dein erster Arbeitstag mit einer 14 Stunden Schicht (weit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus) an. Du bist bei einer Firma angestellt, die dich an eine Firma verliehen hat und diese Firma hat dich wiederum an eine andere Firma für diese Schicht verliehen (Du bist: Sub-Sub Mitarbeiter). Die Perspektivenlosigkeit geht weiter….

Das schlimme daran ist, dass ca. 5000 Lokführer mit einer ähnlichen Ausbildung die soeben kurz geschildert wurde auf den Strecken Deutschlands verkehren. Im Schnitt fallen 8 von 10 dieser auf eigene Weise geprüften Lokführer beim Eignungstest der Deutschen Bahn durch… Noch eine pikante Zahl, bei den 540 Rotüberfahrungen im letzten Jahr (Eine Rotüberfahrung im Zugverkehr ist gleichzusetzen als wie ein Auto vollgepackt mit Menschen ohne Bremsen bei einer Kreuzung über eine rote Ampel fährt) gehen 66% der Rotüberfahrungen auf das Konto dieser speziell ausgebildeten Lokführer. Die Liberalisierung hat einen Markt geöffnet für 130 Personaldienstleister die auch Ausbildungen im sicherheitsrelevanten Bereich der Eisenbahnberufe ausbilden (Lokführer, Fahrdienstleiter). Die Ausbildung ist von den Behörden nur in groben Zügen festgeschrieben und wird nach Marktbedarf unterschiedlichst in Bezug auf Dauer und Inhalt gestaltet.

Zusammen gefasst Mobifair möchte nicht diese Menschen anprangern, aber nicht jeder kann Lokführer werden schlussendlich geht es um die Sicherheit von Menschen auf dem Netz der Deutschen Bundesbahn.

Daher fordert Mobifair:

-Verbindliche, bundeseinheitliche Ausbildungs- und Prüfungsordnung inkl. Rahmenlehrplan mit Lernzielkontrollen, länderübergreifend abgestimmt und als Mindestanforderungen definiert Module.

-Verbindliche Prüfungsaufgabendatenbank.

-Mindestausbildungsdauer für Triebfahrzeugführer von 12 Monaten, inklusive der Vermittlung von technischen Grundkenntnissen.

-Prüfungen zum Triebfahrzeugführerschein und nachfolgende Verwendungsprüfungen ausschließlich durch eine neutrale, zertifizierte Prüfstelle.

-Ausgabe des Triebfahrzeugführerscheins erst nach Abschluss der gesamten Ausbildung mit der Abnahme für mind. eine Baureihe und eine Infrastrukturkenntnis.

 

Diese Forderungen sind gut und ein möglicher Weg das Problem Ausbildung Eisenbahner in den Griff zu bekommen. Dennoch rollt ein ganz neues Problemkind auf Mobifair zu Flixtrain.

Flixtrain kommt von den Gründern Flixbus und verkehrt auf den Fernverkehrstrecken der Deutschenbahn, aber diese Herausforderung möchte ich euch ein anderes Mal mitteilen.

LG Flo

 

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Kein Todes Pferd erwünscht!?!

 

Das ist ein Todes Pferd“ so bezeichnet Raimund Bereichsleiter der Tarifpolitik Themen die sich ständig im Kreis drehen und wenig innovativ sind. Seiner Meinung nach ist die EVG die Innovationswerkstatt des Deutschengewerkschaftsbundes, viele große Gewerkschaften greifen Forderungen und Themen von der EVG (Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft) auf.

 

Hallo „Junge“, schön dass du uns gefunden hast willkommen in der Zukunftswerkstatt in Fulda. Mit diesen Worten wurde ich von Raimund herzlichst begrüßt. Liebevoll teilt er mir einen Platz neben Ihm am Tisch zu, wo auch der Vorstand, der Geschäftsführer und die Veranstalter der Zukunftswerkstatt Platz nahmen. Vor uns neben uns, stehen überall Runde Tische die mit jeweils 12 Personen und einem Gewerkschaftssekretär besetzt wurden (ungefähr 120 Personen). Raimund drehte sich mit den erklärenden Worten zu mir, jeder Tisch bildet ein regionales Aktionsteam die vorgegebene Themen und Problemstellungen aus den vergangenen Zukunftswerkstätten bearbeiten und diskutieren. Die Ergebnisse aus den Diskussionen werden von den einzelnen Aktionsteams präsentiert und im Anschluss mit den anderen Aktionsteams diskutiert. Aus der Diskussion und Präsentation der Aktionsteams sollten sich neue innovative Forderungen und Strategien für die kommenden Tarifverhandlungen mit der Deutschenbahn ergeben. Also möglichst keine Toden Pferde sind gefragt!!

Plötzlich ertönte eine starke, Energie geladene Stimme mit einem leichten Norddeutschenakzent aus dem Lautsprecher, die Frau zu meiner linken hat sich elegant erhoben und begrüßt alle Anwesenden. Es handelt sich um Regina die stellvertretende Vorständin der EVG. Man muss kein Hellseher sein um zu erkennen welche Position diese Frau innehat, sie strahlt das einfach aus. Regina erklärte uns nach ihren einführenden Worten wie sich die Aktionsteams zusammensetzen. Die Aktionsteams bestehen aus Betriebsräten, Funktionären und aus wildentschlossenen Gewerkschaftsmitgliedern.

„Gedankliches Break“: Hmm… das hineinbringen von Forderungen und Ideen für KV-Verhandlungen seitens der Betriebsräte und Funktionären ist für mich nichts neues, aber das aktive Mitwirken von einfachen Gewerkschaftsmitgliedern für die Erstellung von Forderungen zu der kommenden Tarifverhandlung ist mir nicht geläufig.

Daraufhin erkundigte ich mich bei Raimund. Seine Antwort: „Wir haben uns vor ca. fünf Jahren entschieden einen Weg der breiten Mitbestimmung zu gehen und da sind auch unsere „einfachen Gewerkschaftsmitglieder“ gefragt. Bis jetzt war es eine „win win Situation“, die Gewerkschaftsmitglieder werden bei den ansonsten so geheimen Prozess mit Verantwortung beteiligt und auch die Gewerkschaft hat bis jetzt mit tollen Ideen profitiert. Er endet mit dem Satz, das wichtigste an einer Gewerkschaft sind die Interessen der Mitglieder, denn ohne ausreichende Vertretung dieser Interessen gibt es keine Mitglieder und somit auch keine Gewerkschaft mehr.“

Diesen Weg der breiten Mitbestimmung finde ich beachtlich und absolut anwendbar bei den österreichischen Gewerkschaften.

LG euer Flo